Der nationalsozialistische Genozid an den europäischen Sinti und Roma
Die Entrechtung und Verfolgung der deutschen und
europäischen Sinti und Roma durch das NS-Regime
nach 1933 und der nationalsozialistische
Völkermord an dieser ethnischen Minderheit fanden
nach 1945 über Jahrzehnte hin keine
Beachtung, weder in der Geschichtswissenschaft
noch in der schulischen oder außerschulischen
Bildung und auch nicht im öffentlichen
Diskurs. Erst spät und durch aktuelles
Geschehen verstärkt, begann ein ernsthafter
öffentlicher Diskurs zu diesem Thema. Die
angemessene Aufnahme dieses Kapitels in den
Unterricht der weiterführenden Schulen ist indes
noch ein Desiderat.
Seit Sommer 2013 existieren nun von einer internationalen Arbeitsgruppe entwickelte Online - Materialien, mit dem Titel „Das Schicksal der europäischen Roma und Sinti während des Holocaust"
Die Materialien sind in fünf Großkapitel gegliedert, dazu finden Sie ein Lehrerhandbuch mit zahlreichen hilfreichen Hinweisen.Auch können Sie sämtliche Folien ungegliedert als
Gesamtdatei unter diesem Link
herunterladen:
Diese Materialien thematisieren nicht nur den
nationalsozialistischen Völkermord, sondern
gehen, in der Darstellung ihrer
Marginalisierung und Diskriminierung, der
Ursachen, die zum Völkermord führten, auch auf die
Stereotype und Vorurteile gegenüber den als
Zigeuner bezeichneten Menschen ein.
Die Materialien sind didaktisch sehr differenziert
aufbereitet und so für den schulischen Unterricht,
aber auch für außerschulische Bildungsprojekte
geeignet.
WEITERE INFORMATIONEN
- Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher
Sinti und Roma
Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma - Bundeszentrale für politische Bildung (2014)
NS-Verfolgung von "Zigeunern" und "Wiedergutmachung" nach 1945
Der Beitrag analysiert die Stationen der Verfolgung der Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten. Zu diesen Stationen zählen rassistische Neubestimmung, Erfassung, Deportation, Isolation und Vernichtung. Auch die Praxis der "Wiedergutmachung" der Verbrechen wird in den Blick genommen. - LernenAusGeschichte-MAGAZIN VOM 9. SEPTEMBER
2009 (NR. 16/09)
Zwischen Verfolgung und Projektion: Historisches Lernen über Sinti und Roma - Franz Rosenbach, Der
Tod war mein ständiger Begleiter
Das Leben, das Überleben und das Weiterleben des Sinto Franz Rosenbach. Von ihm selbst erzählt und dokumentiert von Norbert Aas
Publiziert von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, 4 Euro für bayerische Bürger - Oliver von Mengersen (Koord.), Sinti und Roma - Eine deutsche Minderheit zwischen Diskriminierung und Emanzipation
Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit (Hrsg.) 2015, 4 Euro für bayerische Bürger
Die Geschichte der Roma-Minderheiten in Europa reicht bis ins Mittelalter zurück. Seit sechshundert Jahren sind sie auch in Deutschland ansässig. In der Öffentlichkeit ist darüber nur wenig bekannt. Das Wissen zur Geschichte der Sinti und Roma beschränkt sich häufig auf deren Verfolgung im Nationalsozialismus. Die Zeit vor 1933 wird meist ebenso vernachlässigt wie die Frage, wie es den Überlebenden des Genozids nach 1945 erging. Der Band zeichnet konzise, aber thematisch weit gefasst die Geschichte der Sinti und Roma in Deutschland von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart nach. Dabei erschöpft er sich nicht im Blick von außen auf die Minderheit, sondern nimmt auch deren Perspektiven auf. - "… weil ich selber so überrascht war, dass ich so wenig wusste.“: Eine Studie über den Unterricht zum Schicksal der europäischen Roma und Sinti während des Holocaust (Dachauer Diskurse), Hrsg. von Holger Knothe und Robert Sigel, Utz Verlag 2019, 146 Seiten, 29 Euro
Mit der Niederlage des NS-Regimes und der Befreiung durch die alliierten Truppen endete auch der Völkermord an den Sinti und Roma. Nicht jedoch endete deren gesellschaftliche Ächtung, endeten Verfolgung und Diskriminierung. Erst zu Beginn der achtziger Jahre anerkannte die Bundesregierung offiziell den nationalsozialistischen Völkermord. In der schulischen und außerschulischen Bildung ist das Thema ein Desiderat, sowohl in der Ausbildung wie in der Fortbildung der Lehrkräfte, in Lehrplänen und Schulbüchern. Dieser Mangel war der Ausgangspunkt für den Entschluss der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), Unterrichtsmaterialien zu entwickeln, die in allen 32 Mitgliedsstaaten der IHRA und darüber hinaus einsetzbar sind. Die vorliegende Studie untersucht in Interviews mit Schülerinnen und Schülern sowie deren Lehrkräften, wie das „Schicksal der europäischen Roma und Sinti während des Holocaust“ unterrichtet wird, in welchen fachlichen Kontexten dieser Unterricht stattfindet, wie er sich mit dem Besuch von Gedenkstätten verbinden lässt, welche Bedeutung die genannten Materialien dabei haben, welche unerwarteten Schwierigkeiten und Dilemmata sich auftun und wie die Beteiligten damit umgehen. Um die oben angeführten Desiderate zu beheben, können die Erkenntnisse dieser Studie von wesentlichem Nutzen sein.
Inhaltsverzeichnis und Einleitung